In den Diräkt us …-Sendungen sind Menschen in Trachten ein ständig wiederkehrendes Bild: Frauen und Männer in Blusen und Hemden mit gestickten Alpenblumen, in langen schwarzen Röcken oder Kniehosen und weissen Strümpfen stehen stellvertretend für eine traditionelle, auf natürliche Art konservative Lebensweise.
Trachten haben sich in der Moderne zum Objekt urbaner Sehnsüchte nach unverfälschter Tradition und authentischem Leben auf dem Land entwickelt. Ihren Auftritt haben sie gerade zu besonderen Anlässen, zum Beispiel wenn die Menschen einer bestimmten Region die Möglichkeit haben, sich vor Publikum zu präsentieren.1
Der Einsatz solcher als traditionell markierter Kleidungsstile macht es möglich, Regionen zu identifizieren und Zugehörigkeit zu signalisieren – beispielsweise in einer Diräkt us …-Sendung aus Nidwalden.2 Die lebendigen Bilder des Fernsehens rufen zumindest für das Ereignis der Sendung zu einer Rückbesinnung auf alte Werte, auf bewährte Traditionen auf.3 Durch die Tracht – so die Sprache der Bilder und ihrer Kommentierung – wird die Verbundenheit mit der Heimat gezeigt.4
Gleichzeitig gibt es einen grossen Kontrast zwischen den Auftritten der lokalen Akteure in ihren Trachten und dem Moderator Wysel Gyr, der fast immer einen modischen Anzug trägt.5 Das liegt daran, dass der Anzug ein Kleid der Stadt ist. Seit fast einem Jahrhundert ist er das Symbol des fortschrittlichen bürgerlichen Mannes – und gehörte deswegen gerade auch auf dem Land im Alltag lange zur Realität. Der Moderator im Anzug, die lokalen Akteur*innen im «Kleid der Heimat» – auch das fügt sich in die visuelle Ordnung der Sendungen.
(VB)