Laufmeterweise Sendeunterlagen und durchschnittlich zwei prall gefüllte Ordner Korrespondenz pro Jahr: Die Redaktion Heimat des SRF unter Wysel Gyr pflegte eine grosses Netzwerk von Musiker*innen und kümmerte sich um jede Art von Anfragen zum Thema Volksmusik (Blick ins SRF Unternehmensarchiv in Zürich, Leutschenbach).

«Abläufe, Texte» und «Honorare»: Im Hintergrund der fernsehtauglichen Folklore der Redaktion Heimat stand ein professionell organisierter Apparat (Ordner aus dem Redaktionsarchiv Für Stadt und Land, 1960er–80er Jahre).

Herzstück der Redaktion und Protagonist in vielen Sendungen: Der Karteikasten mit den Musikwünschen der Zuseher*innen fungierte zugleich als eine Art Datenbank der schweizerischen Volksmusik.

Darin finden sich zum Beispiel: Alpkühe mit Eiger, Mönch und Jungfrau – auch motivlich dominieren Heimatwerte (Ansichtskarte aus der Kartei der Publikumswünsche, 1973).

«Ich wünsche mir von Herzen…»: Publikumswunsch, abgelegt unter Schweizerörgeli […] (Zuschrift, 1972).

«Hören und sehen» – das Wunschfernsehen der Redaktion Heimat macht es möglich: Hier wird nach der «gute[n] Kapelle Paul Inderbitzen» verlangt (Zuschrift, 1970er Jahre).

Kein «Interesse an der korianischen [sic!] Krankenschwester»: Freundliche Absage an den Vorschlag einer deutschen Zuseherin, nach einem «jodelnden Japaner» auch eine Koreanerin auftreten zu lassen (Korrespondenzordner, 1974).
Absagen sind immer wieder ein Thema, denn nicht alle Publikumswünsche konnten erfüllt werden, und so finden sich auch Durchschläge einiger abschlägiger Bescheide in den Korrespondenzakten.

Immer wieder finden sich auch klare Grenzziehungen: «Ist die Qualität der Lieder doch etwas zu wenig gut, um für unsere Sendungen in Frage kommen zu können»: Absage nach Einsendung einer «Tonbandkassette mit einigen Liedchen» aus Glarus (Korrespondenzordner, 1974).

«Wir kennen, können, wollen keine Hochdeutsch (-Preussen-) sprache»: Die Redaktion als Adressat sprachpolitischer Grenzziehungen (Korrespondenzordner, 1974).

«Saly Wysel Gyr […] Wir haben das ganze Jahr Abendverkauf»: Bitte des Coop-Personals aus Ebnat-Kappel um Verschiebung des Sendezeitraums von Für Stadt und Land (Korrespondenzordner, 1975).

«Sie sind meine letzte Hoffnung»: Die Redaktion Heimat als volkskulturelle Auskunftei, Anfrage betreffend Appenzeller Männerohrring (Korrespondenzordner, 1974).

«Unser Slogan ist: Zermatt beginnt in Täsch»: Weibeln um einen Fernsehauftritt – abschlägig beantwortete Bewerbung um einen Fernsehauftritt der Gemeinde Täsch, bei Zermatt im Wallis (Korrespondenzordner, 1980).

(BT)