Wysel Gyr kennen alle, doch an die Inhalte seiner Sendungen erinnern sich die Besucher:innen kaum.

Im Juni reisten wir ans eidgenössische Jodlerfest nach Zug.

Der ideale Ort, um mit Jodel- und Volksmusikinteressierten in Kontakt zu treten und vielleicht die eine oder andere Erinnerung an die Volksmusiksendungen von Wysel Gyr zu sammeln, so dachten wir. Trotz einigen Aufrufen in den Medien hatten wir bis dahin fast keine Rückmeldungen von ehemaligen Zuschauer:innen von Gyrs Sendungen erhalten. Wir waren deshalb guter Hoffnung, dass der Zugang zum damaligen Publikum über den persönlichen Kontakt am Jodlerfest leichter fallen würde.

Die hübsche Seepromenade verwandelte sich für diesen dreitägigen Anlass in eine Festmeile. Festbeizen, Essens- und Verkaufsstände reihten sich entlang des Seebeckens aneinander. Die Kleinstadt am Zugersee lockte mit der Grossveranstaltung Jodlerinnen und Jodler aus dem ganzen Land in die Zentralschweiz. Einige waren für dieses Ereignis sogar aus Südafrika angereist, wie eine Gruppe von Hobbyjodlern aus Johannesburg, mit der wir ins Gespräch kamen, erklärte. Altershalber seien dieses Mal aber nicht mehr alle Mitglieder ihres Klubs die lange Flugreise in die Schweiz mitangetreten, erzählte ein sympathischer Herr.

[Abb. 1] Ein klingendes Kursschiff! Die Jodler:innen fahren über den Zugersee zur Hauptbühne.

[Abb. 2] Dieses Alphorntrio gibt auf der Seepromenade für die Festbesucher:innen einen spontan Auftritt.

[Abb. 3] Am Festumzug nehmen nicht nur Jodlerinnen und Jodler teil. Es laufen auch Alphornformationen mit, wie diese Gruppe aus  Graubünden.

[Abb. 4] Am Sonntagnachmittag defilieren die Umzugsteilnehmenden mit ihren Instrumenten bei brütender Hitze.

[Abb. 5] SRF-Moderatorin Franziska Haller interviewt die Jodlerinnen Natascha und Maruschka Monney aus dem Kanton Freiburg.

Im SRF-Garten, dem Stand unseres Projektpartners Schweizer Fernsehen (SRF), durften wir Flyer zu unserem Projekt verteilen, um die Leute auf unsere Forschung aufmerksam zu machen. Wir waren zuversichtlich hier einige Personen anzutreffen, die früher die Sendungen von Wysel Gyr am Fernsehen geschaut hatten und sich vielleicht an deren Inhalte erinnerten. Einen ganzen Nachmittag gingen wir auf zahlreiche Menschen zu. Wir fragten sie, ob sie den Moderator kannten, ob sie sich an seine Sendungen erinnern konnten oder noch, was ihnen besonders gut an den damaligen Volksmusiksendungen gefallen hatte. Es stellte sich schnell heraus, dass obwohl fast alle Gyr auf unserem Flyer erkannten, uns kaum jemand Anekdoten oder konkrete Erinnerungen an seine Sendungen erzählen konnte. Man sagte uns zwar oft, dass man die Sendungen geschaut hatte. Auf Nachfrage zu konkreten Inhalten konnten die meisten aber keine Aussagen machen. Entweder waren die Erinnerungen zu diffus, die Sendungen lagen schon zu weit zurück oder unsere Gesprächspartner:innen meinten, so aufmerksam hätten sie die Sendungen dann doch nicht geschaut. Auch die freundliche Unterstützung der Moderatorin Franziska Haller, die uns und unser Forschungsprojekt in einem kurzen live-Interview den Anwesenden vorstellte und die Besucher:innen im Fernsehgarten dazu aufrief, mit Anekdoten zu Gyr und seinen Sendungen auf uns zuzukommen, brachte leider nicht mehr Menschen dazu, sich an die Volksmusik von damals zu erinnern.

Auch wenn die erhofften Publikumsperspektiven an diesem Tag ausblieben, bekam wir am eidgenössischen Jodlerfest einen guten Einblick in die Vielfalt der Schweizer Jodelkultur und machten auch dank dem SRF viele nette Begegnungen.

[Abb. 6] Am Freitagvormittag ist die grosse Festbühne auf dem Landsgemeindeplatz in Zug noch menschenleer.